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Der Autor:
Muntassir al-Kaffasch gehört jener Gruppe von Autoren (und besonders
auch Autorinnen) in Ägypten an, die - heute etwa 35-40 Jahre alt
- während der 90er Jahre zu schreiben begannen, unter Abwendung von
der bis dahin mehrheitlich praktizierten Schreibweise mit ihrem ausgeprägten
Interesse am Politischen.
In jener Zeit finden ägyptische ProsaautorINNen zu "Innerlichkeit",
zu einer Betrachtung des Individuums und seiner Freuden, beziehungsweise
hauptsächlich seiner Leiden und Sorgen. Die Politik, zumal in ihren
grossen Zusammenhängen, bleibt draussen. Dafür scheut man sich
nicht, die Grenzen dessen zu überschreiten, was landläufig als
Realität betrachtet wird.
Der Roman:
Der kleine Roman Jetzt schau doch nur! Passt genau in diese Tendenz
Der Plot ist rasch erzählt: Ibrahim, ein Buchhalter in einem Hotel,
das auf dem Weg in den Bankrott ist, stellt fest oder befürchtet,
dass sein Erinnerungsvermögen (besonders soweit es um Personen geht)
drastisch nachlässt. Gleichzeitig (deswegen?) macht er zuhause von
seiner Frau Fotos, was diese erst ablehnt, dann aber Gefallen daran findet.
Das Problem beginnt, als die Frau einmal Bilder findet, auf denen ihre
Gesichtszüge karikierend entstellt sind. Ibrahim behauptet, von nichts
zu wissen. Seine Frau verlässt ihn, und in der Folge geht es um die
Suche nach dem Missetäter/der Missetäterin und der Klärung
von Ibrahims Verhältnis zu seiner Frau. Am Schluss wird Ibrahim von
den immer monströser werdenden Bildern aus der Wohnung gedrängt.
Tendenziell also eine Kriminalgeschichte. Parallel zu dieser verläuft
die Darstellung existenzieller Fragen für Ibrahim, die aber immer
auch mit beruflichen Problemen zu tun haben, die in die Gesamtstruktur
Ägyptens gehören (welche aber, s.o., nicht elaboriert wird).
All das wird in raschem
Rhythmus erzählt, ohne jene Sprachakrobatik, für die M. al-Kaffasch
durch seine ersten erzählerischen Werke bekannt geworden ist.
Leseprobe
(PDF)
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