Intensive Eindrücke der Natur


Image014_17Die Vorstellung, im Rahmen meines Weiterbildungssemesters einige Wochen auf einer Alp zu verbringen, trug ich Monate, ja ein Jahr in mir. Die Suche nach einer geeigneten Bleibe für die Zeit im Spätherbst 2005 wurde dann aktuell, als ich für meine Projektarbeit die statistischen Auswertungen e iner grösseren Umfrage abgeschlossen hatte.

Image020_21ACasa Piansecco. Valle Onsernone. Das Rustico, die Lage, die Abgeschiedenheit lockten mich. In diesem Tal des Tessins, dem Landesteil, der mir in der Schweiz am liebsten ist, war ich noch nie. Ich bin wirklich glücklich geworden auf dieser Alp hoch über Spruga, zuhinterst im kargen Tal. Ich genoss die regelmässigen Fussmärsche ins Dorf und wieder hoch, wanderte auf die Gipfel des Monte Zucchero und des Pizzo Pilone. Machte mich kundig in Comologno, Crana, Russo oder Comologno, diesen kleinen, in dieser Jahreszeit so stillen Siedlungen im Tal; kam gelegentlich ins Gespräch mit Leuten im Postauto.

Image028_29AVor allem aber genoss ich das Sein in der Wohnung, fand ein eigenes Lebenstempo, fand rasch einen Arbeitsrhythmus, der mich manchmal sechs, acht Stunden am Tag an meiner Projektarbeit schreiben liess, vereinzelt gar mehr. Machte Pause, suchte Holz im Wald oberhalb des Rustico.

Ich fand es wunderbar, wenn die Sonne am Morgen auf den grossen Tisch schien; ich folgte nachts der Bahn des Mondes. Ich schaute Richtung Locarno, das oft im Dunst lag, erlebte, wie sich die Blätter der Bäume immer mehr verfärbten. Dann, Anfang Dezember, fiel Schnee, viel Schnee. Der schmale Bergpfad war nicht mehr zu sehen, das Gehen ins Dorf wurde anstrengender und war gerade deshalb so ganz speziell.

Der Aufenthalt in der Casa Piansecco entsprach dem, was ich mir in meinen Gedanken vorgestellt hatte. Das Leben alleine, das Besinnen auf sich selbst, das Reflektieren über eigene Stärken und Schwächen, das Lesen und Schreiben, das Aquarellieren und Fotografieren, all das wurde durch diese Umgebung im fliessenden Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien dank der intensiven Eindrücke der Natur zu einem harmonischen Zusammenspiel.